Im Gespräch mit: Patrick Helmes

Mit dem 13-fachen deutschen Nationalspieler Patrick Helmes sprach ich vor Ahlens Heimspiel gegen die Zweitvertretung des 1. FC Köln. Das Interview erschien im Ahlener Stadionheft „RWA-Heimspiel“.

Herr Helmes, nach Ihrer Karriere als Profi sind Sie jetzt Co-Trainer bei der Reserve des FC. Blicken wir noch einmal zurück auf Ihre Profikarriere. An welche Spielzeit denken Sie am liebsten zurück?

Jede Spielzeit war auf ihre Art speziell. Natürlich bleibt die erste Saison in der Bundesliga immer besonders in Erinnerung, auch wenn wir damals mit dem FC abgestiegen sind. Die folgenden Jahre waren mit Aufstiegen, Länderspielen und meinen Vereinswechseln ziemlich ereignisreich, und jedes Jahr hat seine eigene Geschichte. Da kann ich wirklich keine Saison hervorheben.

Mit welchen Erwartungen haben Sie den Co-Trainer-Job übernommen und was möchten Sie den jungen Spielern mit auf dem Weg geben?

Ich bin mit keinen Erwartungen in den Job gegangen – eher mit sehr großer Vorfreude und Motivation. Es ist ja schließlich der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, und ich bin sehr froh und dem FC sehr dankbar, dass ich weiter im Fußball tätig sein kann. Ich denke, dass ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen sehr viel an die jungen Spieler weitergeben kann. Ein sehr wichtiger Aspekt ist auf jeden Fall, dass man immer an sich glauben sollte – auch bei Rückschlägen, die zu jeder Karriere dazugehören.

Von außen zuzuschauen, das kennen Sie schon aus Ihrer Zeit als Profi, wo Sie oft mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Dennoch muss es ein ungewöhnliches Gefühl für Sie sein. Wie oft musste Sie Cheftrainer Martin Heck bislang davon abhalten, dass Sie sich nicht selbst einwechseln?

Manchmal kribbelt es schon noch, aber mein Körper lässt Sport auf höchstem Niveau leider nicht mehr zu. Trotzdem lasse ich es mir im Training nicht nehmen, besonders bei Torabschluss-Übungen, manchmal noch selber den Jungs zu zeigen, wie man es macht. Aber der Gedanke einer Einwechslung kam mir nie. Dafür habe ich in den vergangenen Monaten zu viel Zeit mit Reha verbracht.

Wie schätzen Sie die Regionalliga West in diesem Jahr ein und welche Rolle wird Ihr Team in der Liga spielen?

Die Regionalliga West ist sehr stark besetzt. Einige Teams wollen natürlich um den Aufstieg spielen, aber wir wollen in erster Linie die Mannschaft sportlich weiterentwickeln. Als sogenannter Unterbau der Profis sehen wir uns als Ausbildungsteam mit dem Ziel, den einen oder anderen an den Profifußball heranzuführen. Darauf liegt, mehr als der jeweilige Tabellenstand, unser Fokus. Realistisch eingeschätzt sollten wir aber am Saisonende den Abstiegsrängen möglichst fern bleiben.

Sie haben in Ihrer Karriere einmal gegen Ahlen ein Pflichtspiel bestritten. In der ersten DFB Pokalrunde unterlagen Sie im Jahr 2003 mit den Sportfreunden Siegen im eigenen Stadion mit 1:2 nach Verlängerung. Zudem gastierten Sie im Jahr 2006 mit der deutschen U21-Nationalmannschaft im Ahlener Wersestadion. Was verbinden Sie mit dem Verein Rot Weiss Ahlen?

Im Pokalspiel 2003 wurde ich eingewechselt und wir haben das Spiel leider verloren. Allerdings wurde die Partie dann am grünen Tisch noch 2:0 für Siegen gewertet, da der damalige Ahlener Trainer Stefan Kuntz vier Nicht-EU-Ausländer eingesetzt hatte. In der zweiten Runde sind wir dann aber gegen Greuther Fürth ausgeschieden – diesmal wieder mit 1:2 nach Verlängerung. Ahlen hat auf jeden Fall eine ereignisreiche Zeit hinter sich, mit der Fusion unter neuem Namen, der Zweitligazugehörigkeit und der späteren Insolvenz. Ahlen hat schon einige sehr gute Spieler hervorgebracht – Kevin Großkreutz und Marco Reus sind da sicherlich die bekanntesten Namen.

Aus den bisherigen drei Auswärtsspielen hat Ihr Team zwei Punkte mitgenommen. Wie schätzen Sie die Ahlener Mannschaft ein und was erwarten Sie von dem Spiel?

Rot Weiss Ahlen hat als Aufsteiger bereits zwei Siege vorzuweisen. Das ist beachtlich und wir sind gewarnt. Der Heimsieg der Ahlener gegen Dortmund II und der Punktgewinn in Wiedenbrück werden sicherlich für noch mehr Selbstvertrauen gesorgt haben. Wir mussten zuletzt leider zwei Niederlagen hinnehmen. Daher geht Ahlen sicher als Favorit in das Spiel, aber wir wollen natürlich Zählbares mit nach Köln nehmen.

Foto: Thomas Fähnrich/1. FC Köln

Michael Bieckmann Verfasst von

– selbständiger Fotograf mit einer Liebe zum Schreiben –